Bürgermeisterwahl 2014: Erstmals kommt es zu einem Stechen

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Wünschen sich eine gemeinsame Zukunft in Melle: Sonja und Reinhard Scholz

„Ein hervorragendes Ergebnis das zeigt, dass es mir gelungen ist, die Menschen anzusprechen und zu überzeugen“, kommentiert Reinhard Scholz seine 43,59 Prozent (9.343 Stimmen). Bei vier Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters von Melle hat der CDU-Mann schon damit gerechnet, dass es erstmals in der Stadtgeschichte zu einer Stichwahl kommen würde. Dass er jetzt laut amtlichem Endergebnis mit knapp 15 Prozentpunkten vorne liegt, freut ihn umso mehr.

„Es war mein Ziel, die Stichwahl zu erreichen und das ist mir gelungen“, so Kerstin Otte rückblickend. Ebenso wie Scholz hat auch sie intensive Wochen hinter sich, in denen die Kandidatin der Wählergemeinschaft „Gemeinsam für Melle“ auf Veranstaltungen, durch Hausbesuche und Infostände für sich und ihre politischen Ideen geworben hat. „Jetzt haben wir schon den Flyer zur Stichwahl in Auftrag gegeben und die Karten werden neu gemischt“, ergänzt die Parteilose. Sie weiß vor allem die Wähler von SPD und Bündnis 90/Die Grünen hinter sich.

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Die erste Hürde hat Kerstin Otte (Bildmitte) genommen. Hierzu gratulieren (von links) Annegret Miehlke (SPD) als Stellvertretende Bürgermeisterin und ihre Amtskollegin Silke Meier von den Grünen

Mit 28,77 Prozent (6.166 Stimmen) platziert sich Otte auf dem zweiten Rang der Kandidatenliste. Dicht gefolgt von Matthias Pietsch, der für die Wählergemeinschaft „Ein Meller für Melle“ angetreten war. Er schaffte es, 24,15 Prozent (5.175 Stimmen) der Wähler von sich zu überzeugen. Vor allem in der Grönegau-Metropole selbst. „In den Wahllokalen im Gymnasium (35,6 % = 108 Stimmen) sowie Pauluskindergarten (41,3 % = 150 Stimmen) liege ich sogar vor Otte und Scholz an erster Stelle“, freut sich Pietsch über die Resultate.

„Pietsch Boys“ leisteten viel

Letztendlich fehlten ihm aber mindestens vier Prozentpunkte, um die Stichwahl zu erreichen.  Gefeiert hat er seinen 57. Geburtstag am Wahltag trotzdem bis spät in die Nacht hinein im Kreise von Freunden, Bekannten und politischen Unterstützern. Dazu zählten auch die „Pietsch Boys“, wie Stephan Heinicke, Falk Landmeyer und Florian Ackermann intern schmunzelnd genannt werden. Die Drei von der Piratenpartei gehörten zu seinen engagiertesten Unterstützern und brachte immer wieder neue Ideen mit in den Wahlkampf ein.

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Die „Pietsch Boys“ und ihr Kandidat: Falk Landmeyer, Matthias Pietsch, Florian Ackermann und Stephan Heinicke stoßen auf die guten Ergebnisse an

„Dazu kann ich nur ‚Chapeau‘ sagen“, urteilt Scholz über seinen Konkurrenten von den Piraten. Pietsch sei es mit viel Geschick gelungen, die Menschen von sich zu überzeugen und sein gutes Ergebnis zeige, dass die Bürgermeisterwahl immer in erster Linie eine Personenwahl ist. Stimmen hat die Kandidatur von Pietsch aber vor allem Otte gekostet. Trotzdem kann die Favoritin von SPD und Grünen aber nicht damit rechnen, dass bei der Stichwahl am Sonntag, 15. Juni, all jene für sie ihr Kreuz machen, die im ersten Wahlgang für „den Meller“ ihr Votum abgegeben haben.

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Lief unter „Sonstige“: Tobias Lanfer

Absolut chancenlos und weit abgeschlagen war Tobias Lanfer mit 3,5 Prozent (748 Stimmen). Für ein rückblickendes Statement war der Jurastudent aus Frankfurt am Main telefonisch nicht zu erreichen. Sein Wahlkampf beschränkte sich – im Vergleich mit den anderen drei Kandidaten – letztendlich auf das absolut Nötigste. Selbst den Tag vor der Wahl nutzte Lanfer lieber zur Feier seines 24. Geburtstages als dazu, auf dem Wochenmarkt vielleicht noch den einen oder anderen von sich als besten Bürgermeister für die Stadt zu überzeugen.

Lanfer war der „Sonstige“

Das Ergebnis war, dass Lanfer am Wahlabend fast die gesamte Zeit unter „Sonstige“ in der Wahlgraphik geführt wurde. Nur dort, wo er die Fünf-Prozent-Hürde knacken konnte, tauchte auch sein Name in der Statistik auf. Auf den Wahlpartys der CDU in der „Alten Stadthalle“, von SPD sowie Bündnis 90/Die Grünen im „Forum Melle“ und Pietsch im „Finale“ wurde dies mit Reaktionen von verständnislosem Kopfschütteln bis hin zu „Das ist ja eine Frechheit!“ honoriert. Erst am Ende hat die Stadt Melle den Fehler korrigiert. Da war es aber schon zu spät. Der peinliche Fauxpas stand im Raum. Hätte sich jemand im Vorfeld intensiver mit dem Computerprogramm beschäftigt, wäre das wahrscheinlich nicht passiert.

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Beglückwünschen Matthias Pietsch (Bildmitte) zum Wahlerfolg (von links): der Stadtratsvorsitzende Siegfried Göhner (SPD) und Gerhard Boßmann, Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes

„Jetzt gilt es, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren“, so die beiden verbliebenen Kandidaten im Hinblick auf die kommenden drei Wochen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass weniger zur Wahl gehen werden als die 58,2 Prozent (21.606 Stimmen), die beim ersten Urnengang abgestimmt haben. Warum es aber immer noch zwei von fünf Wahlberechtigten nicht für nötig erachten, ihr demokratisches Grundrecht auf Mitwirkung wahr zu nehmen, bleibt offen. Es ist traurig, dass sich über 40 Prozent der Stimmabgabe bewusst verweigern. Dann lieber zu den 174 Wahlberechtigten gehören, die ein ungültige Stimme abgegeben haben…

Ersten Bürger nicht mehr durchgewunken

Positiv ist zu vermerken, dass es keine Selbstverständlichkeit mehr ist, dass der CDU-Kandidat gewinnt. Nicht wegen der Partei! Vielmehr, weil das mehr Leben in die Wahl und politische Themen bringt. Früher wurden die schwarzen Bewerber um das Amt des Ersten Bürgers mit deutlichem Votum durchgewunken. Der 2010 verstorbene Ehrenbürgermeister, Clemens Schwertmann, wurde von 1972 bis 1996 regelmäßig im Amt bestätigt. Unangefochten gingen die Wahlen anschließend von 1997 bis 2006 auch an Josef Stock vorbei. Dr. André Berghegger saß daraufhin bis 2013 und seiner erfolgreichen Kandidatur als CDU-Bundestagsabgeordneter fest im Bürgermeisterbüro des Stadthauses.

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Kandidaten im Fokus der Medien: mehr davon auf www.os1.tv

Jetzt hat sich das politische Feld aber verändert. Beide verbliebenen Kandidaten – sowohl Scholz als auch Otte – stammen nicht aus Melle. Der CDU-Mann liebt die Stadt , weil seine Frau aus Gesmold stammt und ihn auf die schönen Seiten der Region aufmerksam gemacht hat. Jetzt möchte er hier heimisch werden. Seine Kontrahentin müsste noch nicht einmal umziehen, denn Borgholzhausen ist nah. Trotzdem würde sich bei einem Gewinn der Wahl am 15. Juni vielleicht sogar ein Ortswechsel lohnen, denn dann dürfte sie anschließend auch beim nächsten Mal im Grönegau mitwählen. Dieses Privileg haben 2014 beide Kandidaten der Stichwahl noch nicht.

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Herzlichen Glückwunsch an „Mr. 57″: 1957 geboren, ist Matthias Pietsch nun 57 Jahre alt und fast (sic!) hätte es auch für 57% der Stimmen gereicht…

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