100 Jahre Erster Weltkrieg: „Im Westen nichts Neues“ als Graphic Novel

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An Originalschauplätzen hat Peter Eickmeyer recherchiert.
Fotos: Gaby von Borstel

Er gilt als einer der erfolgsreichsten Romane des 20. Jahrhunderts und international als einer der ersten und bedeutendsten Anti-Kriegsromane, die je geschrieben worden sind. Nun wurde „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque pünktlich zum 100. Gedenktages des Beginns vom Ersten Weltkrieg nicht nur in einer überarbeiteten Neuauflage veröffentlicht, sondern außerdem aus der Feder eines Künstlers aus Neuenkirchen (bei Melle) als Graphic Novel.

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Im Graphic Novel zu „Im Westen nichts Neues“ werden Inhalte des Romans künstlerisch zusammengefasst
Graphiken: Peter Eickmeyer

„Ich habe schon immer die Idee gehabt, einen deutschen Roman in dieser Form zu bearbeiten“, erklärt Peter Eickmeyer. Anfangs schwebte dem Künstler und Graphiker aus Neuenkirchen aber eher „Der Hauptmann von Köpenick“ aus der Feder von Carl Zuckmayer als literarische Grundlage vor. Dann aber entdeckte Eickmeyer den Bestseller des Osnabrücker Literaten.

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Das düstere Titelbild des „Comics“

„Er lässt sich hervorragend in verschiedene Kapitel unterteilen“, so Eickmeyer weiter. Die wiederum dienen nun als Basis, um die Erlebnisse und Schrecken des Krieges eindrucksvoll in gezeichneter Form zu präsentieren. Geschildert wird der Erste Weltkrieg aus Sicht eines fiktiven Freiwilligen. Die Geschehnisse um Paul Bäumer basieren aber auf eigenen Erlebnissen des Autors sowie auf den Erzählungen seiner damaligen Kameraden.

Recherche an Originalschauplätzen

„Für meine Recherche bin ich vor allem zu ehemaligen Kriegsschauplätzen in Belgien gereist“, erinnert sich der Graphik-Künstler. Insbesondere in Westflandern fand Eickmeyer nicht nur eine Region vor, in die Kriegsgreuel, die vor 100 Jahren ihren Anfang nahmen, nach wie vor präsent und lebendig sind. Die dortigen Landschaften, Orte, Museen und Gedächtnisstätten dienten auch als Inspiration für die Bilder, die Der Graphiker dann noch in Gouachetechnik entstehen ließ.

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Die Grauen des Krieges in bildlicher Form

„Für das reine Zeichnen eines Bildes brauchte ich etwa einen halben Tag“, erinnert sich der Künstler. Dem voraus gingen aber aufwendige Nachforschungen über die Schauplätze des Romans, über Osnabrück zur damaligen Zeit, die Kleidung insbesondere der Soldaten im Kaiserreich und viele weitere kleine Details, die dazu beigetragen haben, die weltberühmte Geschichte für den Fan eines Graphic Novels wieder lebendig werden zu lassen.

Stahlhelm statt Pickelhaube

Ein Beispiel dafür, dass manches in Wirklichkeit anders war, als viele heute denken, ist die Pickelhaube“, so Eickmeyer. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges zählte sie noch zu den markanten Merkmalen einer deutschen Uniform. In den Grabenkämpfen an der Westfront entpuppte sie sich aber schnell als ideale Zielscheibe für den Feind, weshalb sich in späteren Kriegsjahren bereits jene Helmform etablierte, die auch heute noch gebräuchlich ist.

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Eine der Schlüsselszenen des Remarque-Romans

„Ähnliches gilt auch für die Stadtsilhouette von Osnabrück“, fügt der Künstler hinzu. Früher hatte beispielsweise der Dom St. Petrus noch ein durch barocke Hauben und Anbauten geprägtes Kirchendach. Im Zweiten Weltkrieg wurde es dann aber durch Brandbomben zerstört. Anschließend wurde die Kirche zwar wieder aufgebaut. Die Türme erhielten nun aber damals die bis heute bekannten Spitzdächer.

Veröffentlichung mit viel Medienrummel

All das macht deutlich, warum Eickmeyer für die Entstehung seines Graphic Novels gut drei Jahre eingeplant hatte. Pünktlich im Vorfeld des 110-jährigen Gedenkens an die damaligen Ereignisse wurde das Buch erstmals im Osnabrücker Friedenszentrum Erich-Maria-Remarque sowie anschließend vom Splitter Verlag auf der Comic-Börse in Erlangen präsentiert. Einige Arbeiten waren im Rahmen einer Ausstellung in der Alten Posthalterei von Melle zu sehen. Es gab Lesungen. Begleitet wurde die Veröffentlichung stets durch ein großes Medieninteresse.

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In späteren Phasen des Krieges kamen die Stahlhelme auf

„Im Westen nichts Neues“ ist ein Buch, das auf rund 160 Seiten durch zirka 60 großformatige sowie zahlreiche weitere, kleinere Bilder geprägt ist. „Außerdem wurde etwa ein Drittel des Originaltextes mit aufgenommen“, berichtet Eickmeyer. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von seiner Frau, Gaby von Borstel. Gemeinsam haben sie den Roman so zusammengerafft, dass er für eine graphische Präsentation geeignet ist, gleichzeitig aber Sinn und Inhalt des literarischen Meisterwerkes nicht verfälscht werden.

Rechtliche Fragen sind geklärt

Parallel zur Entstehung der ersten Bilder, galt es auch, die rechtlichen Fragen der Veröffentlichung zu klären. Die deutschen Rechte liegen beim Verlag Kiepenheuer & Witsch, die internationalen bei der Literaturagentur Mohrbooks in der Schweiz. Der Nachlass von Remarque wiederum wird von der Universität New York verwaltet. „Manche halten den Autor sogar für einen Amerikaner“, so Eickmeyer. Die Staatsbürgerschaft in den USA erhielt Remarque aber erst, nachdem ihm 1938 von den Nazis die deutsche aberkannt worden war.

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Der Künstler bei der Arbeit: Peter Eickmeyer in Belgien

Geschichten in graphischer Form zu erzählen, ist eine Kunstform, die sich erst im letzten Jahrhundert etabliert hat. Vom klassischen Comic unterscheidet sie sich aber durch einen starken Textanteil und eine Bildsprache, die über das rein Darstellerische einer Zeichnung hinausgeht, indem auch abstrakte Elemente mit einfließen und die Abschnitte des Romans künstlerisch gerafft zusammenfasst werden. Dies ist auch das Besondere an der Arbeit von Eickmeyer, weshalb sie selbst für Kenner des Romans ein Erlebnis ist.

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